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Der Waschlabben

Flut

Keiner hätte es vor einer Woche vorhersagen können. Es gab den großen, dicken Regen - tagelang, wie gewohnt für ein paar Stunden bei einem Gewitter. Normalerweise sollte man stutzig werden, aber was soll's - wir werden auch diesen nassen Sommer überstehen. Doch es kam alles anders.

Dann kam die Nacht vom 12. zum 13. August 2002, es kam die Flut - noch lange nicht würdig für die Medien? Jetzt zeigten erstmals Flüsse wie Mügritz, Weißeritz, Zschopau oder Mulde, was in ihnen steckt - einmal wild und voll rasiert man alles ab? Keiner wollte es glauben, es wurde wahr - die schlimmsten Befürchtungen sollten übertroffen werden.

Zuerst sah man die Bilder der Donau. Passau - klar die sind selbst daran schuld, wer baut schon eine Stadt mitten im Flußbett dreier Bäche. Sind die Bayern tatsächlich so unterbelichtet - Kneipen mitten im und am Strom. Irgendwie war es bis dahin nur Dummenspaß und über Sachsen zieht ein Regengebiet. Jedem sollte klar sein - die Tropfen sind keine wie immer - es schifft Tage lang, wie wir es nur von einem kurzem Gewitter gewöhnt waren.

Am Montag 12.August 2002 kommt Leipzig dran - nichts geht mehr. Regen ohne Ende. Aber die Boomstadt erholt sich innerhalb von Stunden, es kommt nicht zum Stillstand. Komplizierter der Stand in anderen sächsischen Gemeinden. Jetzt sammelt sich das Wasser zu seiner teuflichsten Aktion - es wird Sachsen überfluten.. .

Ein jeder wußte was passiert, und in den nächsten Tagen ersoffen alle Hoffnungen. Das Wasser, diese Flut kam, räumte ein ganzes Bundesland ab. Das Bundesland heißt Sachsen, ein Land, was gerade erblüht ist, was genau wußte, wie man öffentliche Gelder nutzt. Ganz Deutschland sollte und hatte seine Freude am Freistaat. Im Erzgebirge und in Böhmen wartet das Wasser, wartet um innerhalb von paar Stunden auszubrechen? Es kam kein Hochwasser, wie an Rhein, Main, Mosel oder Saar gewöhnt - es kam die Sintflut.

Wir haben die Bilder gesehen, Bilder, wie es Glashütte, Flöha, Frankenberg oder Grimma wegefetzt hat, was soll man sagen dazu, auch wenn das Wasser weg ist... . Warum, warum gerade Sachsen, das Land, welches es am besten verstanden hat, Bundesgelder in ein blühendes Dasein zu wandeln. Jedem, egal ob Deutscher oder internationler Tourist fiel es ins Auge - hier im Süden des Osten bewegte sich wirklich etwas.

Kaum in den Schlagzeilen war das MW-Land - hier tobte die Zschopau. Normalerweise reguliert die Kriebsteintalsperre ein Hochwasser. Diesmal war alles vergebens. Das Wasser kam unerbittlich aus Frankenberg. Die gerade liebenswürdig restaurierte Hängebrücke in Kokisch war nur das erste Opfer, dann kam der ganze Schlammterror nach Ringethal - unglaublich nahm das Wasser alles mit, die schon anwesenden Schausteller des Inselteichfestes, die Bewohner am Zschopauufer, die Camper in Lauenhain, die Wochenendler an der Talsperre und und? - es war und ist schrecklich.

Die Perle des Muldentals - Grimma - wieder auferstanden aus komministischen Zwängen, so eine schöne Stadt - kaputt durch diese Naturkatastrophe. Man wollte viel und hat alles verloren. Und wieder gleichzeitig allles gewonnen - wo sieht man so viele junge Menschen, die abseits ihres sogenannten Outfits so viel für ihre Stadt tun. Dresden erlebt seine schlimmsten Stunden nach der Bombenacht des 13.Februar 1945 - es sind die spontanen jungen Menschen, welche zuerst die Sandsäcke füllen.

Eine Solidarität überschwemmt Deutschland und vielleicht kann dieses, mein Land nur, wenn das Wasser wirklich bis zum Hals steht? Auch diesmal wird Sachsen neu erblühen, ein Land was in diesen dramatischen Tagen genug Helden geboren hat. Ich danke im Namen der Nation allen Helfern, Feuerwehrleuten, den Soldaten der Bundeswhr, den GI's der US-Army, THW-Leuten, Grenzschützern, DRK und Helfern anderer Hilfstruppen, Ärzten und ihren Mitarbeitern und den unzähligen Freiwilligen, egal was sie machten, Sandsäcke füllen, Leute evakuierten oder Brücken sichern?

Damals im Herbst 1989 wurde ich aus Sachsen rausgeekelt, hatte nix Gutes mehr dran trotz aller Freunde. Und ich hatte dann doch noch ein ein gutes Gewissen - unter demokratischen Verhältnissen entwickelte sich der Freistaat zum Vorzeigeobjekt. Scheibchenweise erblühte das Land Sachsen. Das schlechte Gewissen verblasste - ich hatte keine Trümmerwüste hinterlassen. Und man brachte hervorragende Komunalpolitiker raus. Ich denke hier nur an den Grimmaer Bürgermeister Matthias Berger oder an Ingolf Roßberg, dem Oberbürgermeister Dresdens, Wolfgang Tiefensee in Leipzig ist eh Kult. Und alle sind jetzt gefordert, direkt Betroffene, Anwohner, Sachsen oder wie wir, Vertriebene?

Alle möchten, daß Sachsen die blühendste Region Deutschlands bleibt. Keiner hatte eine Erfahrung mit dieser Katastrophe, der schlimmsten Tage, welche Deutschland nach dem Krieg verbringen muß. Aber es weiter gehen, Deutschland wird Deutschland helfen. Und Sachsen wird seine Schönheit erneut zeigen, genauso wie man schon immer und heute der Nation seine Menschlichkeit, seine Soldarität und seinen Mut beweisst.

Und zum Schluß hoffe ich für meine lieben Freunde in Sausedlitz (das ist die Bitterfelder Ecke), daß der Goitzschesee nicht über die Dämme tritt und Euer Existenz bedroht!

Euer

Thomas

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