Sehr lange habe ich in der Stunde des Erfolgs nachgedacht - wann war das zu letzt mit
einem Erfolg des Handballs in Deutschland. Es ist sehr lange her. Eigentlich war Deutschland der
Erfinder und die Macht dieser Sportart - später kamen die Skandinavier und der Rest Europas auf diese
feine Sportart. Ursprünglich mal auf den grünen Feldern geführt wo man heute Fussball spielt.
Feldhandball, glücklicherweise durfte ich als junger Mensch mal so ein Spiel miterleben - es war
schrecklich. Total aktive Sportler rannten sich eine Lunge aus, um von einem Ende des Strafraums
zum anderen zu kommen. Was auch der Tod des Feldhandballs war - obwohl der Sport die besten
Torwächter der Welt hervorbrachte. Es machte für die Zukunft einfach keinem der Akteure einen
Spass auch in Zukunft zwischen zwei Strafkreisen hin und her zu häscheln.
Das war die Geburtsstunde des Hallenhandballs und der wurde immer besser, zumal
deutsche Mannschaften den Rhythmus bestimmten. Selbst diese Übermacht Fußball in den
Siebzigern mit Gladbach, Schalke oder Bayern brauchten die Handballer aus Gummersbach,
Göppingen oder Leipzig nicht zu fürchten. Im Gegensatz zum Fußball war der Hallenhandball ganz
einfach sauber, warm und trocken…. Gebrüllt wurde da auch, aber meist im Ostblock zu peinlichen
Europacupspielen. Hier im gepflegten Land war alles im Lot. Einen Knall gab es 1978 -
Weltmeisterschaft in Dänemark. Das DDR-Team verlor, obwohl bis zu dem Zeitpunkt überragend. Die
UdSSR-Auswahl und die bundesdeutsche Mannschaft kam ins Finale. Ich habe vor diesem Spiel
Schlimmes erwartet, zumal ich mir als Fan unserer SCL und DHfK-Cracks nach der Niederlage gegen
die Russen nicht vorstellen konnte, dass diese Roboter zu schlagen sind.
Aber die Spieler von Vlato Stencel um Heiner Brand, Manfred Hofmann, Rudolf Rauer,
Rainer Niemeyer, Richard Boczkowski, Joachim Deckarm, Arno Ehret, Klaus Fey, Manfred Freisler,
Claus Hormel, Kurt Klühspies, Arnold Meffle, Gerd Rosendahl, Horst Spengler, Dieter Waltke,
Erhard Wunderlich schafften es mit ihrem unglaublichen Kampfgeist diesen völlig sensationellen
Weltmeistertitel zu erreichen. Am 05.02.1978 sicherte sich die Mannschaft des Deutschen Handball-Bundes
vor 7000 Zuschauern in Kopenhagen mit einem 20:19 (11:11)-Erfolg über die Sowjetunion die
Weltmeisterschaft.
Zwei Jahre später - Olympia Moskau. Boykott der „entschlossenen“ Länder. Handball
wurde trotzdem gespielt. Für Deutschland am Ball - die Jungs aus Leipzig, Magdeburg, Rostock oder
Frankfurt an der Oder. Und als ob sie für ihre (politisch verhinderten) Kameraden aus dem Rest der
Republik mitspielen wollten so legte man los. Keiner spielte in diesem Turnier so gut und überzeugend
wie die deutsche Auswahl. Die russische Heimmannschaft hatte da schon etwas mehr geregeltes
Glück, die Mannschaft des Titelverteidigers UdSSR war gegen die punktgleichen Mannschaften von
Jugoslawien und Rumänien nur auf Grund des besseren Torverhältnisses nach der Vorrunde mit
Glück ins Finale gelangt.
Es kommt zum großen Bruder-Finale in Moskau, die damals beste deutsche Auswahl spielt
gegen die übergrossen Russen. Und man schaffte es - Dank einer wahnsinnigen Willenskraft, Dank
einer überragenden Spielstärkre, Dank einer taktisch hervorragend eingestellten Mannschaft durch
Trainer Tiedemann. Zweimal ging es in die Verlängerung - am Ende siegte die Auswahl der Ostzone
mit 23:22. Noch heute erinnere mich an die Dramatik, zum Ende kniete ich nur noch vorm Fernseher,
als Lothar Döring bei der dritte Zeitstrafe vom Feld musste und Wieland Schmidt alles hielt was zu
halten war.
Eine genauso große Sensation wie zwei Jahre vorher der Weltmeistertitel - hier die
Olympiasieger:
Hans-Georg Beyer, Hartmut Krüger, Lothar Doering, Peter Rost, Günter Dreibrodt, Wieland Schmidt,
Ernst Gerlach, Dietmar Schmidt, Klaus Gruner, Siegfried Voigt, Rainer Höft, Frank-Michael Wahl,
Hans-Georg Jaunich, Ingolf Wiegert.
Ich erinnere mich mit Gänsehaut und erschreckend an die persönlich dramatischen
Szenen zum Olympia-Finale - wenn es noch länger gegangen wäre hätte ich sicher die Decke zum
dritten Stock in Stötteritz zerschlagen. Ich hing nur noch auf den Knien….
Jetzt diese Europameisterschaft. Nach einer dummen 26:28 Niederlage gegen Serbien die
unwahrscheinliche Steigerung - 41:32 gegen Polen - das umstrittene 29:29 gegen die bösen
Franzosen, dann die Finalrunde, wo man nur noch siegen „durfte“ - 37:27 schlug man die Tschechen,
die Gastgeber Slowenien gingen beim Traumhandball der deutschen Auswahl mit 31:24 unter, da
hatte dann auch Ungarn beim 28:23 keine Chance mehr. Im Halbfinale die beste Mannschaft des
Turniers - Dänemark - Deutschland gewann knapp und verdient 22:20. Fehlte bloß noch die Krönung,
das Finale. Ausverkauftes Haus, hoffnungsvolle Slowenen - aber ein faires Publikum. Und da spielte
Deutschland seinen Ball runter, zeigte alle Stärken welche das Team im Lauf der absolut
kräfteraubenden vierzehn Turniertage mit acht Spielen ausgezeichnet hat. Und man zeigte noch mal
den Handball der Extra-Klasse, dramatisch war es eigentlich nie - aber umso schöner. Deutschland
holte sich diesen überfälligen Titel nach x-Jahren - man schlug den Gastgeber noch einmal, diesmal
mit 30:25. Der Rest war Party und keiner weiß wie lange die ging….
Nun endlich nach so vielen Jahren ein Titel: Europameister.. Aber wer realisiert diesen
Riesenerfolg im Angesicht der „Super-Deutschen - Super-Dschungels - Super-Schönen“. Es wäre eine
Erinnerung wert - schon für die „alten“ Feldhandballer, die Jungs aus der so tief gefallenen
Handball-Hochburg Leipzig und für Deutschland, wobei man da nicht weiß, wie es Heiner Brand als
Bundestrainer so hinbekommen hat - soviel Menschlichkeit, sowenig Nutella, um so mehr Sport,
Kameradschaft und Team. Ein Transparent der deutschen Fans fand ich Bemerkenswert: Frisch
auf…!
Gratulation unseren Europameistern: Henning Fritz, Carsten Lichtlein, Christian Ramota,
Pascal Hens, Steffen Weber, Jan-Olaf Immel, Daniel Stephan, Markus Baur, Christian Zeitz, Volker
Zerbe, Heiko Grimm, Thorsten Jansen, Christian Schöne, Florian Kehrmann, Mark Dragunski, Klaus-
Dieter Petersen, Christian Schwarzer und die Trainer Heiner Brand sowie Frank Löhr.
Ach ja, die selbstverliebten Favoriten haben ein bissel Punkte für ihr unerreichbares Ziel
gelassen: Bayern holte dann doch noch einen Punkt im Waldstadion und M1 verlor im Schlamm der
Wuhlheide noch das Pech - ein Ball ging rein. Sicher träumt man in beiden Häusern jetzt wieder von
der Champions-Leaque. Besonders in M1, wo man doch alle „Grossen“ geschlagen hat - vor
ausverkauftem Haus!! Fußball ist so einfach.
Natürlich weiß ich wie lange ich keinen Waschlabben geschrieben habe. Es gab eigentlich
nie einen richtigen Grund dazu - höchstens einen nicht vorhandenen - fehlenden Anlass. Heute ist er
gerade da und ich denke mal wieder paar Leuten zu gefallen….
Besondere Grüße gehen an einen meiner besten Kritiker Frank S. in LU, an meine Biker-
Kumpels in SAX und an die Geburtstagskinder der nächsten Tage: Udo T. (4.2.-37); Martin F. (8.2.-
23); Daniela H. (9.2.-32) und falls ich nicht dazu komme Valentino Rossi (16.2.-25).
Natürlich vergessen wir gerade am heutigem Lichtmesstag, dem 02.02. nicht den
Geburtstag unseres unvergessenen Roland - wie könnte er heute noch mit seinen 69 Jahren gute,
lustige und auch paar effektive (dumme - natürlich für uns besser Wissenden) Ratschläge beitragen… .
Rohlie weiß schon wie ich meine - Bike is Bike - wenn er wüsste was seine Enkel…!!
Gute Tage
Euer