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Der Waschlabben

Das Leben der Anderen

Es ist ein Film den ich mir gerade anschaute. Ein Film der für den Oscar nominiert. Ein Film welcher mich sehr sehr bedrückte. Ein Film indem die Wahrheit über das vierte (DDR) Reich unverblümt entlarvt wurde - fernab jeglicher Ostalgie-Partys. Ein Film der jeden Deutschen - auch im Westen unsers Staates - zum Nachdenken gebietet.

Wilde, lustige Zeit damals in den 70’igern im Westen - RAF, Terror, Demos - der Osten war ne Randnotitz. Von dem wusste man vermeintlich gar nichts, was wieder totaler Blödsinn ist - liest man alte Zeitungen von damals. Gerade der SPIEGEL (da geht vieles im Film) berichtete ausreichend.

Im Fernsehen kam „Kennzeichen D“, das „ZDF-Magazin“ oder „Kontraste“. Jeder in der empfangsbereiten DDR sah diese Sendungen, tankte Kraft daraus oder anderes. Unverständlich heute noch ist doch dass die eingeborene Bevölkerung dies ignorierte bzw. solche Sendungen als nicht angehend übersah.

Die vergaß auch langsam ihre „Brüder und Schwestern“ in der Zone. Bananen, Strumpfhosen und Kaffee im Ostpaket reichten zur Schlechtgewissensbereinigung. Was aber mit der verfassungsrechtlichen Botschaft von Freiheit, Einigkeit und Recht. Darüber wurde nur im engsten Familienkreis geflüstert - die Stasi hört mit.

Bei mir hat sie wahrscheinlich falsch gelauscht. Nach der Biermann-Ausbürgerung schaute ich mir im Freundeskreis dieses legendäre Köln-Konzert an einem Freitagabend in der ARD an. Wir, damals noch so junge Menschen mit Idealen - waren so etwas begeistert. Endlich jemand der aus dem Osten kommend die reine Wahrheit über die dahinsiechende Gegenwart in dieser DDR sagte.

Nächsten Abend, voller Euphorie trafen wir uns wieder im illegalen Waschhaus, irgendwie entstand dann zu vorgerückter Stunde die Idee für Wolf Biermann ein Zeichen zu setzen. Die weiße Farbe war schnell geholt bei meinen lieben Eltern (selig) - aber wo malen?

Eigentlich wollten wir ja hoch auf die Autobahn - das war uns dann doch bissel zu weit. So versuchte ich dann am eigenem Wohnhaus (was ein Irrsinn!) die Parole „BIERMANN“ anzubringen. Unser Nachbar der Herr Ku. erwischte uns allerdings dabei und (er wusste genau um was es geht) hielt bis zu seinem viel zu zeitigem Lebensende seinen Mund. Danke!

Mit Pinsel, Farbe und voller Überzeugung sind wir dann hoch in die Renkwitzstrasse in Leipzig-Gohlis um zu malen. Der Schriftzug „BIERMANN“ war riesengroß inmitten Schlaglöchern auszumachen. Die Utensilien dazu warfen wir einfach in die nächstbeste Mülltonne.

Am nächsten Tag war die Hölle los. Stasi rotierte ohne Ende - die fanden einfach keine Anhaltspunkte für die „Tat“. Die Krönung war, dass die Stadtwerke in Bereitschaft gesetzt wurden um die Straßendecke der „Renkwitz“ das erste mal nach dem Krieg plötzlich an einem Sonntag! asphaltieren durfte. Vielleicht haben auch deshalb die Anwohner den Mund zu eventuellen Beobachtungen gehalten.

Ich habe nie herausbekommen wie nah die Stasi an uns dran war. Bin mir aber dessen bewusst was ein „ertappen“ damals bewirkt hätte. Einen ch@chlab.net. hätte es nie gegeben, nie eine so wunderbare Ehe mit tine@chlab.net - und ich wäre nach 24 Monaten Bautzen ein blöder Wessi…

Ich bin auf alle Fälle den Menschen dankbar welche mich in einer Zeit der Diktatur nicht verraten und verunglimpft haben. Da denke ich insbesondere auch an die Zeit der Sommerfestivals. Keiner von uns kam in Knast als über Lindhardt im Jahre 1980 (im Suff vergessen einzuholen) die Schwarz-Rot-Goldene Fahne ohne Zoni-Wappen wehte.

Leider geht es meinen Mitbürgern gerade aber in Sachsen, meines geliebten Heimatlandes aber so das ehemalige - ich sag das mal so - Verbrecher (ohne das ein Gesetz dafür gibt) am Volke ihr Unwesen treiben. Staatstreue Wesen dieser „DDR“ beziehen heute eine Super-Rente, können sich einen eigenen Security-Dienst leisten.

Ein besonders Highlight ist da in Lößnig der schon immer berüchtigte „Alte Kämpfer-Block der SED“. Da resistieren Altkader welche heute noch mit in Deutschland nie anerkannten Titel jonglieren. Da gibt es z.B. ein Herrn H.E. der nennt sich Doktor der Philosophie - war’s aber über diese berühmt berüchtigte Hochschule in Potsdam-Eiche als Stasi-Professor für Marxismus/Leninismus an der ehemals Technischen Hochschule in Leipzig. Er pflegt seinen Titel. So ist Deutschland. Dafür, das er jahrelang junge Menschen verhetzt hat bekommt er nun vom Staat West eine Riesen-Rente (in die er nie einzahlte und dessen System er bis heute klassenkampfmäßig bekämpfte).

Es fällt manchmal schwer heutzutage die Zeit zu verstehen. Fußballhooligans haben vor einer Woche Leipzig unsicher gemacht - besser die Präsenz der Polizei. Wären die doch mal paar Meter nach Lößnig gewandert. Da lebt doch ein echtes Feindbild für Demokratie und Rechtsbarkeit. Kein Wunder wenn es da gewalttätige Menschen gibt welche diesen vermeidlich schwachen Staat aushebeln wollen.

Deutschland hat den Fehler zum zweiten Mal gemacht. Mit Wischiwaschi überspielt man keine zwei Diktaturen - wobei mir das „Vierte“ Reich der Stalinisten und „Ostalgiegeren“ am unverarbeitetensten scheint.

Ich kann mich mit meiner unkranken, nie zu klagenden ersten Nachkriegsgeneration nicht hinter einem Sozialarbeieter verstecken. Wir sind noch echt in Trümmern aufgewachsen, unsere Eltern, Großeltern und fast jeder Verwandter war im Krieg, Gefangenschaft oder Vertreibung und es wurde von dem bissel was am Tisch aufgegessen…!

Nie und nimmer wünsche ich das den heutigen Generationen - aber man sollte mit intelligentem Wissen Respekt haben. Einfach denken und fühlen - die haben was drauf oder auf neudeutsch gesagt die sind cool.

Das Leben der Anderen ist ein Schrecken der Vergangenheit - Gegenwart und Zukunft bestimmen wir!

Thomas

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