Geschockt haben wir am vergangenen Dienstag die schlimmste menschliche Tragödie in unserem Leben miterlebt. Die Bilder der Terroranschläge auf die Vereinigten Staaten haben sich in unsere Seelen eingebrannt. Wir verspüren Ohnmacht, Haß und Angst. Wir fühlen mit den unzähligen Opfern aus vielen Nationen. Noch sehr sehr lange wird dieser schwarze Tag der Geschichte unser Denken, Mitgefühl, unser Leben bestimmen. Denn dieser Moment war ein Anschlag auf die gesamte zivilisierte Welt.
Jedem sollte klar sein, dies bedeutet das Ende dieser Gartenzwergidylle auch in Deutschland, (wie es die Berliner Zeitung treffend ausdrückte),. Auch wir hier in Europa sind und werden unmittelbar betroffen sein. Fünfzig Jahre haben wir Schutz genossen, nun heißt es im Kampf gegen diesen unmenschlichen Feind Terror aktiv mitzukämpfen.
Um so trauriger ist es, dass in dieser Situation sich der Münchner Ältestenrat nicht zu einer Absetzung des Oktoberfestes entschließen konnte. Ist in der gegenwärtigen Situation solch ein Sauf, Bums und Fressfest notwendig. Zumal es ja ein gefundenes Terrain für durchgeknallte Attentäter bietet - siehe 1980.
Der Terror auf die freie Welt begann jedoch nicht erst am 11.September 2001. Ich möchte darum hier alle Menschen sensibilisieren. Schon ziemlich lange fraß sich diese menschenverachtende Schlange durch die jüngere Geschichte, oft nach Tagen schon wieder vergessen, leider sorgsam gingen wir immer wieder zur Tagesordnung über. Als schockierter Beobachter und Betroffenerer dieser Szenerie erinnere ich hier an ein paar Eckdaten:
Swissair 21.Februar 1970, Jordanien-Zerqa 6.September 1970, München 5.September 1972, Wien 21.Dezember 1975, Entebbe 4.Juli 1976, Mogadischu 13.-18.Oktober 1977, RAF u.a. 24.September 1975 + 19.Oktober 1977, Rom 9.Mai 1976, Teheran 4.November 1979, Bologna 2.August 1980, Oktoberfest 26.September 1980, Kairo 6.Oktober 1981, Rom/Wien 27.Dezember 1985, Frankfurt 2.November 1987, Kuwait 2.August 1990, Mölln 23.November 1992, Solingen 29.Mai 1993, Wien 5.Dezember 1993, Netanya 22.Januar 1995, Oklahoma 19.April 1995, Moskau Dezember 1999 etc
Vergessen und erst durch diese schrecklichen Ereignisse wiedererkannt. Ich glaube nicht, zumal in den letzten Tagen unschuldige Menschen Opfer von Fanatikern wurden: Erst am 9.September 2001 starben fünf Menschen am Bahnhof von Nahariya/Israel durch einen Selbstmordattentäter, in der Pizzaria "Sbarro" im Westteil Jerusalems kamen am 9.August 15 unschuldige meist Kinder ums Leben, es war wieder ein Gotteskrieger, und wer erinnert sich an den 2.Juni dieses Jahres, als solch ein religiös Durchgeknallter seine Selbstmordbombe am Strand von Tel Aviv, im Delphinarium Discoteque "Pacha" zündetete, 21 junge Menschen wurden zerfetzt... . Jedesmal kamen die Mörder aus der gleichen verblendeten Welt.
Die Spur des Terrors ist lang und sie hinterließ schon vor dem 11.September Tausende Tote.
Traurig, dass die heutige Konzequenz nicht viel eher folgte. Weder bei den Politikern, bei den Medien, noch bei den Menschen. Es gab bei der Bekämpfung des Terrorismus nur ein Land, welches von Anfang an ernsthaft durchgriff, Israel, oft verschmäht deswegen von der UNO (die übrigens heute den USA freien Weg gibt) oft bezweifelt, sei man doch selbst dran schuld. Israel hatte die Gefahr tagtäglich am eigenem Leib verspürt und dagegen aus Angst der eigenen Existenz angekämpft. Zu viele Opfer mußte man beklagen.
Dagegen stehen die Selbstentarnungen der Täter. Jeder hat sie gesehen, diese Jubelbilder über den gelungenen Massenmord von New York und Washington. Es waren Freudenbilder aus palästinensischen Lagern im Libanon und Israel. Nachdem Yasser Arafat schon im Golfkrieg schief lag, dürfte es heute im Augen der Weltöffentlichkeit noch schlimmer werden. Traurig, denn die Mehrheit seines Volkes ist durchaus moderat pragmatisch eingestellt, will Frieden, auch mit dem jüdischem Nachbarn.
Mir ist aber auch klar, dass es viele Feinde der Demokratie auf der Welt gibt, Kämpfer gegen den (in ihren Augen) Weltkapitalismus nennen sie sich, das Weltbankensystem, die sogenannte jüdische Weltverschwörung und wie dieser geistig primitive Verfolgungswahn noch so heißt. Diese Leute aus dem linken und rechten Spektrum haben sicher den Anschlag gefeiert. Ging er doch genau gegen die Machtzentralen ihres "Feindbildes". Wir sollten uns da nichts vormachen.
Als rational denkender Mensch sehe ich da überhaupt keinen Unterschied zwischen links und rechts orientierten extrem denkenden Spinnern. Traurig, wie diese Menschen ihre so verhaßte Demokratie ausnützen. Im Endeffekt holt doch jeden die Wahrheit ein. Dem außerirdischen (Psycho)Terror keine Chance...!
Auch unter unseren lieben ausländischen Mitbürgern scheint es einige radikal moslemischen Randgruppen zu geben: "Extreme Verhaltensweisen gibt es jedoch auch in ganz anderer Richtung: Eine Lehrerin an einer Groß-Gerauer Schule berichtete, dass moslemische Schüler mit der Nachricht in den Unterricht gekommen seien, sie hätten zu Hause das Gelingen der Attentate mit ihren Eltern gefeiert." (WI-Kurier 14.09.01). Und die NPD feierte in Norddeutschland... .
Natürlich gibt es dieser Tage auch die Angst der Menschen vor einem Krieg, Ältere erinnern sich an dramatische Bombennächte, die Jüngeren denken an ihre Science-Fiction Filme. Die freie Welt hat sich kriegerisch angegriffen gefühlt und wird zurückschlagen. Die Verantwortlichen des 11.September werden gefunden und müssen bestraft werden. Und es wird bestimmt kein Weltkrieg. Es wird ein beschwerlicher Krieg gegen den Terrorismus, gegen Leute, welche eigentlich nicht greifbar sind. Der Staat Israel lebt diesen Kampf seit Beginn seiner Existenz.
Hier in Wiesbaden versteht man die Staaten besser, haben wir doch 20.000 US-Amerikaner unter uns. Wir leben, feiern und -wie derzeit- leiden ebenso mit ihnen. Es ist dadurch sicher eine etwas andere Mentalität entstanden. Bestimmt haben alle eine Angst vor einem Krieg, aber man vertraut auch der US-Administration, den richtigen Weg, die richtigen Täter auszumachen. Genau wird man im Weißen Haus in Zusammenarbeit mit den Verbündeten die Bestrafung der Täter abwägen. Wir haben Vertrauen zu unseren amerikanischen Freunden und es ist wohl eine Selbstverständlichkeit, dass man einem Partner und NATO-Verbündeten in der Not beisteht.
Wie weit ein übertriebener Pazifismus reicht zeigte sich am Dienstag. Ich begreife jede Angst. Aber es macht mich nachdenklich, wenn bei diesen vielen Veranstaltungen in Deutschland sich neben der Solidarität zu den USA eine unbegründete Kriegsangst breit macht. Es klingt oftmals heraus, die Staaten wären der Kriegstreiber, Opfer werden Täter.... . Amerika und die freie Welt gehen in einen Krieg, aber es ist kein Krieg gegen irgendwelche Länder, es ist der Kampf gegen den Terrorismus. Bei meinen Besuchen in Israel sah ich die Stellen des Terrors, Gedenkstätten - geschweißte Mahnmähler, zerbomte Busse, tote Kindergartengruppen, zerfetztes Spielzeug.... , das war dahinter.
Wer auf der einen Seite Solidarität, Anteilnahme für Amerika zeigt, aber auf der anderen Seite den nächsten Schritt, die Konsequenz, die erbarmungslose Bekämpfung des Terrorismus nicht mitgeht, handelt egoistisch. Müssen wir alle einen Verwandten, einen Freund, einen Kollegen verlieren, um zu begreifen, was Terrorismus, was ideologischer Fanatismus bewerkstelligen kann. Denn jeden, zu jeder Zeit und überall kann es treffen, fragt mal einen Israeli.
Es beschämte mich als ich im Fernsehen ein Statement einer sächsischen Schülerin hörte: "Warnung an Bush - Kein Krieg." Ein kleines angemaltes Teenie-Girl will sich ihre Disco Traumwelt mit viel Schminke erhalten. Und dabei war unerkämpfter Frieden eine Selbstverständlichkeit, Kriege so weit weg, höchstens Zeit mal für ein nachgemachtes Happening mit dem 68er-Lehrer. Diese Überheblichkeit hätte ich mir angesichts der Ereignisse nicht mal erträumt. Den amerikanischen Präsidenten in solch Situation belehren...na ja. Stand ja vorher nicht in der BRAVO.
Amerika und die NATO werden schon richtig entscheiden. Auf jeden Fall nicht verhandeln, wie von einigen Träumern gefordert. Nochmals: Fragt die Israelis.
Auf der Welt steht ein Umdenken an, die Zeit der Gleichmacherei, des Vertrauens ist vorbei, zu viele Neider gibt es. Nun müssen wir unsere Werte, welche wir selbst, wie z.B. durch die 90.000 todesmutigen Leipziger am 9.Oktober 1989 oder andere geschaffen, verteidigen, Freiheit und Demokratie. Und dagegen stehen genug Feinde.
Bei den schrecklichen Ereignissen des 11.September 2001 möchte ich hier den Dank und hohen Respekt den New Yorker Feuerwehrleuten und Polizisten ausdrücken. Was sie, sehr viele Kollegen bezahlten es mit dem Tod, leisteten und leisten - eine Einmaligkeit. Danke! Genauso den vielen Freaks an den Providern und Servern des Internets - diesmal war dieses Medium trotz aller Überlastung der Nachrichtenbringer Nummer eins.
Manchmal habe ich in diesen komischen Eindruck, die Trauer und Bestürzung der Menschen hierzulande entwickelt sich zu einer mediengeförderten Institution, zum sogenannten Kult. Wir erlebten fast gleiche Bilder in Deutschland am 31.08.1997 beim Unfalltod von Diana Spencer. Blumenmeere, Scool sit in, Kerzen, momentan betroffenen Menschen. Tage später war's vorbei... .
Es sollte kein Zwang sein, zu trauern, es sollte ehrlich von Herzen kommen.
Die Dimensionen sind allerdings größer. Extreme Fundamentalisten
haben versucht die zivilisierte Welt zu zerstören, haben offen einen Krieg erklärt. Die Antwort der freien Welt kann nur so sein wie es frei denkenden Menschen geziemt. Bestrafung der Täter, Solidarität und Trauer um die zehntausend Opfer. Und es sollte ständig für jeden eine Kerze brennen. Und eine gegen Totalitarismus.
Als Schlußwort zitiere ich den Trainer der Frankfurter Eintracht Martin Andermatt:
"Trösten ist die Kunst des Herzens. Sie besteht manchmal darin zu schweigen - oder schweigend mitzuleiden."
Voller Anteilnahme den Terroropfer der vielen Anschläge vor dem 11.September 2001 und den Menschen, die an diesem Tag sterben mußten, allen Angehörigen und allen Freunden. Wir sind bei Euch und fühlen mit allen Opfern. Nichts ist mehr so, wie es war. September 11, 2001...
Our deepest sympaty U.S.A. !!!
Germany is friendly, big friendly
Unter Tränen